27.08.2021

Global Learning Exchange – ein Austausch auf Augenhöhe

Covid-19 hält die Welt immer noch in Atem, auch wenn es mancherorts zu Lockerungen kommt. Zuversichtlich und erwartungsfroh startete trotzdem im Juni 2021 Masifundes Begegnungsprojekt “Global Learning Exchange”.

Bis Mai 2022 werden sich 5 Teilnehmende aus Südafrika und 5 Teilnehmende aus Deutschland einmal monatlich mit den Sustainable Development Goals (vor allem SDG 4 (hochwertige Bildung) und SDG 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele)) und dem Konzept des Globalen Lernens intensiv auseinandersetzen. Geplant ist außerdem jeweils eine 14-tägige Begegnungs- und Arbeitsphase in Südafrika (Oktober 2021) und in Deutschland (April 2022).

Mitglieder und Mitarbeitende bei Masifunde sind durch jahreslanges Engagement überzeugt, dass nachhaltige Entwicklung im globalen Kontext vor allem über ganzheitliche Bildungsangebote initiiert werden kann. Solange diese auf Augenhöhe stattfinden sowie auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt sind. Aus dieser Motivation heraus ist der Wunsch nach einem Austausch zwischen Mitgliedern Masifundes aus Deutschland und Südafrika erwachsen.

Punktuelle Austauschformate durchziehen die langjährige Partnerschaft zwischen Masifunde Südafrika und Deutschland. Hierbei stand auch immer wieder die Implementierung und Überarbeitung der Bildungsformate in den jeweiligen Ländern im Mittelpunkt. Allerdings gibt es noch kein von Grund auf gemeinsam entwickeltes Verständnis und handlungsorientiertes Leitbild rund um den Ansatz des Globalen Lernens für beide Partnerorganisationen. Dabei geht es nicht um ein einheitliches Leitbild für beide, sondern vielmehr um ein Abtasten, Nachspüren und Nachprüfen, was für die jeweiligen Standorte relevant und praxisorientiert funktioniert und was nicht. Einerseits wollen wir durch den Global Learning Exchange unsere Süd-Nord-Kooperation zukunftsweisend vorantreiben und verstärkt die Weichen für neue Austauschformate stellen. Andererseits möchten wir auch unsere Bildungsangebote in beiden Ländern im Hinblick auf die Sutainable Development Goals und das Konzept des Globalen Lernens schärfen.

Zielgruppe des Global Learning Exchanges sind Interessierte, die sich tiefer und langfristig mit den Bildungsprogrammen und dem Globalen Lernen aus Süd- und Nord-Perspektive beschäftigen wollen. Die Teilnehmenden wurden aus dem Pool bereits aktiver Mitglieder in beiden Partnerorganisationen nach Kriterien wie Kreativität, Motivation, Team- und Kommunikationsfähigkeit ausgewählt. Im Moment wird für die Begegnungsphasen zweigleisig geplant: Für den Fall, dass wir nach Südafrika/Deutschland einreisen und gemeinsam vor Ort zusammenarbeiten können, erarbeiten wir ein methodisch abwechslungsreiches und inhaltlich anspruchsvolles Programm. Über einen Zeitraum von 14 Tagen werden die Teilnehmenden ein Programm durchlaufen, welches sich an den Wochentagen aus teambildenden Maßnahmen, Lern- und Reflexionsphasen in Form von Seminar-Settings und Workshops sowie Umsetzungsphasen in Form von Aktivitäten und Aktionen zusammensetzt. Dabei lernen die Teilnehmenden verschiedene Konzepte des Globalen Lernens kennen, verstehen die Bedeutung und Absicht von Globalem Lernen in Südafrika/Deutschland und reflektieren kritisch über bereits bestehende Bildungsformate in Zusammenhang mit Konzepten des Globalen Lernens. Die Gruppe wird außerdem reflektieren und festhalten, was SDG 4 (hochwertige Bildung) im Kontext Südafrikas und Deutschlands bedeutet (eingebettet in kontinentale und globale Dynamiken) und wie die Teilnehmenden selbst “hochwertige Bildung” definieren. An den Wochenendtagen gibt es zusätzlich ein gemeinsames Freizeit-Rahmenprogramm, um den interkulturellen und persönlichen Austausch zu vertiefen. Für den Fall, dass wir nicht nach Südafrika/Deutschland einreisen können, übersetzen wir die geplanten Inhalte in interaktive Online-Einheiten. Die Teilnehmenden werden dabei von Jonas Schumacher (Südafrika) und Eileen Jahn (Deutschland) als Gruppenleitungen begleitet.

Uns ist außerdem bewusst, dass durch Kolonisierung und ausbeuterischem Ressourcenraubbau, die Diskriminierung, Abwertung und auch Zerstörung südafrikanischer Perspektiven und Wissen tief verankert ist. Deswegen kann es dazu kommen, dass die südafrikanischen Teilnehmenden weniger selbstbewusst an Projektinhalten teilnehmen und die Perspektiven der deutschen Teilnehmenden für ‘besser’, ‘wichtiger’ oder ‘richtiger’ halten. Gleichzeitig könnten die deutschen Teilnehmenden sich selbst für überlegen oder durchdachter halten und die Perspektiven der südafrikanischen Teilnehmenden - auch unterbewusst - abwerten. Diese ungleichen Machtverhältnisse und die potentielle Hierarchisierung von Perspektiven und Wissen wird durch die Gruppenleitungen aktiv aufgegriffen und mit den Teilnehmenden gemeinsam thematisiert. Dabei wird diese Dynamik nicht unterstellt, sondern individuelle und gemeinsame Reflexionsrunden angeleitet. So soll auch sichergestellt werden, dass eine Austauscherfahrung auf Augenhöhe möglich ist.

Im Projekt selbst ist uns ein partizipativer Ansatz wichtig, in dem die Teilnehmenden sich nicht nur in den Ergebnissen und Inhalten wiederfinden, sondern auch aktiv den Prozess, das Programm und die Methoden mitgestalten. Über den Ansatz des Globalen Lernens hinaus werden wir uns auch mit “transformativem Lernen” auseinandersetzen. Dieses Konzept, welches zunehmend innerhalb der Debatten um Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung diskutiert wird, stellt vor allem den Wandel individueller Bedeutungsperspektiven und zugleich kollektive Emanzipationsprozesse in den Mittelpunkt pädagogischer Arbeit. Die Form des Projektergebnisses ist offen, um den Teilnehmenden Eigeninitiative und Kreativität zu ermöglichen.

Für die Vorbereitung und Durchführung der Präsenzeinheiten sind Expert:innen-Inputs von den Teilnehmenden selbst geplant - denn wer sonst hat einen tieferen Einblick in die jeweilige Lebensrealität? Durch externe Referent:innen wollen wir einen vielseitigen Einblick in das Thema des Globalen Lernens, den Ansatz des transformativen Lernens und anderer Themen, wie z.B. nachhaltige Bildung, sicherstellen. Hierfür sind zum Beispiel Referent:innen-Inputs von Peer-Leader-International, der Arbeitsgemeinschaft der eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. und dem Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. (Fachstelle Globales Lernen) geplant. Auch das Knüpfen von Kontakten für mögliche zukünftige Bildungsprojekte und -kooperationen ist hierbei zentral für uns.

Wir hoffen, dass wir uns bald gemeinsam an einem Tisch persönlich über all die Themen, die uns beschäftigen, austauschen können. Wir sind optimistisch, dass wir egal auf welche Art und Weise gut zusammenarbeiten werden und die Organisationen mit dem Global Learning Exchange insgesamt voranbringen können.

Der Global Learning Exchange wird vom Engagement Global und MISEREOR gefördert.

Autor:in

Eileen Jahn
PR & Friendraising

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