26.05.2022
Flut und Dürre in Südafrika
Der Osten Südafrikas rund um Durban in der Provinz KwaZulu Natal wurde im April von schweren Regenfällen heimgesucht, die in vielen Städten zu gewaltigen Fluten anwuchsen. Die Regierung rief den Ausnahmezustand aus. Unzählige Menschen verloren ihre Häuser, viele ihr Leben – Schaden entstand in Millionenhöhe.
Expert:innen sind sich einig, dass starke Regenfälle dieser Art am indischen Ozean, am Rande der Drakensberge, aufgrund der klimatischen Bedingungen keine Seltenheit sind. Aber in der Häufigkeit und auch in der Intensität wie in diesem Falle sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Folge des Klimawandels. 300 Kubikmeter Wasser wurden alleine am 11. April gemessen, was 75 Prozent des jährlichen Niederschlags des gesamten Landes entsprach. Dies hätte laut Expert:innen unabhängig anderer Faktoren zu Überflutungen geführt.
Weitere Faktoren, die verstärkend hinzu kamen, waren unter anderem eine mangelhafte Infrastruktur. Seit Apartheid-Ende sind die meisten größeren Städte aufgrund schneller Urbanisierung sehr schnell angewachsen; die Infrastruktur, wie Abwassersysteme und Sturmwasseranlagen blieben hingegen größtenteils noch in dem Zustand vergangener Tage und konnten den Wassermassen nicht standhalten.
Während die Region rund um Durban mit den verheerenden Folgen der Flutkatastrophe beschäftigt ist, kämpft die Stadtverwaltung in Gqeberha, (ehemals Port Elizabeth) rund 1.000 Kilometer westlich, mit den Auswirkungen einer jahrelangen Dürre. Seit Langem leiden darunter die Farmer, die mit wenig Regen schwache Ernten einfahren und kein Weideland für ihre Tiere finden.
Auch die Bevölkerung spürt die Folgen bereits seit längerem: Drei der fünf großen Staudämme im Umland der Stadt sind leer, die zwei letzten wasserführenden Dämme werden nach Hochrechnungen im Juni erschöpft sein. Schon jetzt ist das Leitungswasser meist ungenießbar, zum Teil gesundheitsschädlich. Für einen Großteil der Millionen-Metropole ist das Leitungswasser allerdings die einzige Möglichkeit, an Trinkwasser zu gelangen. Abgefülltes Wasser vom Supermarkt ist für sie schlicht nicht zu bezahlen und sie sind auf Tanklaster der Stadt angewiesen, die regelmäßig in den Township halten und die Menschen mit Trinkwasser versorgen.
Auch hier liegt der Auslöser der Jahrhundertdürre sicherlich im Klimawandel, wird aber ebenfalls durch infrastrukturelle Defizite verstärkt. So sind 30 Prozent des Wasserverbrauchs nicht identifizierbar und auf Leckstellen zurückzuführen. Zudem wurden alternative Wasserquellen, wie große Grundwasserreservoirs nicht frühzeitig erhoben und an das städtische Netz angebunden. Auch mangelt es in Gqeberha selbst nicht an Regen in den vergangenen Monaten, doch fließt das Regenwasser der Hafenstadt direkt ins Meer, während die Staudämme weiter im Inland liegen von den Regenfällen nicht profitieren – hierzu müsste es im Landesinneren in den Auffanggebieten regnen, die die Flüsse und somit auch die Staudämme füllen.
So scheint es im Moment, dass man sich in Gqeberha auf die Hilfe von oben verlässt und um Regen betet. Hoffnung gibt dabei der Blick nach Kapstadt, die vor wenigen Jahren ebenfalls komplett ohne Wasser waren. Erlösende Regenfälle im Western Cape haben deren Staudämme mittlerweile randvoll gefüllt.