01.03.2015
Bildung in Südafrika: Ein ungleiches System
Mit der Bekanntmachung der Ergebnisse, werden die Leistungen der einzelnen Provinzen verglichen und individuelle Erfolge gefeiert. Aber auch negative Tendenzen und Misserfolge werden analysiert und diskutiert.
Viele Abbrecher, wenig Alternativen
<br />Obwohl die Erfolgsquote der Schulabschlussprüfungen mit 75,8% etwas unter dem des vorangegangenen Jahres lag, zeigten sich die Behörden zufrieden mit dem Ergebnis.
<br />Doch der Schein trügt. Die veröffentlichten Ergebnisse, spiegeln nur die die Leistungen derer wieder, die es bis zur zwölften Klasse geschafft haben. Misst man den Anteil derer, die vor zwölf Jahren eingeschult wurden und nun den Abschluss in der Tasche haben, liegt die Quote bei nur 36%.
<br />Die Hälfte aller Schüler brechen zwischen der achten und elften Klasse die Schule ab. Gründe dafür sind die unzureichende Qualität des Unterrichts, die daraus resultierende Nichtversetzung, aber auch finanzielle Schwierigkeiten oder eine frühe Schwangerschaft.
<br />__Erschreckende Zahlen aus Walmer Township __
<br />Ähnliche Zahlen vermeldet auch die lokale weiterführende Schule Walmer High. Chronischer Lehrermangel und nur wenig Unterstützung seitens des Bildungsministeriums spiegeln sich auch hier wieder: Von den etwa 300 Jugendlichen, die hier 2010 die achte Klasse begannen, erreichten nur 170 die zwölfte Klasse. 47 dieser 170 Schüler bestanden die Abschlussprüfungen, aber nur fünf von ihnen erreichten dabei auch die begehrte Zugangsberechtigung zur Universität.
Von unseren zehn Absolventen des Masifunde-Programms Learn4Life! bestanden sechs die Abschlussprüfungen. Vier werden die Prüfungen in diesem Jahr wiederholen.
<br />__Zwei-Klassen-System __
<br />Auch über 24 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist das Bildungssystem in zwei Klassen aufgeteilt: Etwa dreiviertel aller Schüler finden sich in den vormals benachteiligten Teilen des Systems wieder. In diesen öffentlichen Schulen sind die Gebühren gering und daher die einzige Option für sozial schwache Familien. Zu kleine Räume für Klassen mit 50 Kindern sind an der Tagesordnung. An Ressourcen wie Schulbüchern oder Bibliotheken mangelt es meist gänzlich. Der Unterricht fällt oft aus, Vertretungsstunden gibt es nicht und Hausaufgaben nur selten. Kinder, die solche Schulen besuchen, verfügen in der Regel über niedrige Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen.
<br />Frühere besonders geförderte private Schulen erbringen hingegen Leistungen, die unseren Bildungsstandards entsprechen. Kleine Klassen, individuelle Betreuung, hohe Unterrichtsqualität und ein vielseitiges Nachmittagsangebot im akademischen, sportlichen und kulturellen Bereich fördern jeden einzelnen Schüler. Die Rückendeckung eines Umfelds, das Bildung schätzt und Lernen fördert ist enorm wichtig, um gute Leistungen zu bringen. Noch immer werden diese privaten Schulen vorrangig von Kindern und Jugendlichen aus besser gestellten Familien besucht, da sie oft teuer und schwer zugänglich sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind, das heute die achte Klasse einer solchen Schule besucht, diese in fünf Jahren mit einer Hochschulzugangsberechtigung abschließt, liegt fünf Mal höher als auf einer öffentlichen Schule, die vormals für die benachteiligte Bevölkerungsmehrheit gedacht war.
<br />Die Unterschiede sowohl in der Erfolgs- als auch in der Abbrecherquote sind enorm. Kinder aus einem benachteiligten Umfeld haben aufgrund der finanziellen Situation ihrer Familie und der daraus resultierenden Schulwahl schon mit Beginn ihrer Schullaufbahn eine deutlich geringere Chance, einen Schulabschluss zu erlangen und dadurch dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Zwar konnte sich das Land im Verlauf der letzten Jahre stetig steigern, dennoch scheinen die Bemühungen, das südafrikanische Bildungssystem an die Anforderungen einer nachhaltig wachsenden Wirtschaft anzupassen, zu scheitern.