31.05.2021
#4 Fast dabei bei unserer Multischulung - Freiheit
Bevor dieser Text richtig losgeht, mach Dir doch einmal Gedanken darüber, in welchen Situationen, an welchen Orten, mit welchen Menschen Du Dich frei oder unfrei gefühlt hast. Das kann alles Mögliche sein. Schreib es gerne auch auf, wenn Du gerade etwas zur Hand hast. Denn das war auch unsere Aufgabe, bevor wir zum fünften Mal für die Multiplikator:innenschulung zum Thema Freiheit über Zoom zusammenkamen.
Unsere Stichpunkte besprachen wir zu Anfang in Kleingruppen, um zu teilen, was uns frei oder unfrei fühlen lässt, welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede uns auffallen, und um zu definieren, was Freiheit für uns bedeutet. In meiner Gruppe fiel schnell der Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, die Gefühle von Freiheit bzw. Unfreiheit auslösen. Das können große Lebensentscheidungen sein, aber auch der Umstand in einen freien Tag hinein zu leben und ihn alleine gestalten zu können, im Gegensatz zu einem termingefüllten Tag.
Aber auch die Betrachtungsweise und die Perspektiven anderer sind relevant. So muss man zum Beispiel als Elternteil seine eigenen Freiheiten oftmals einschränken, um dem Kind Freiheit einzuräumen. Gleichzeitig kann man durch das Ausleben eigener Freiheit auch die Freiheit anderer einschränken. Teilweise löst einfach räumliche Weite ein Gefühl von Freiheit aus - ob auf einem Berggipfel, einem Feld oder der Blick über das Meer bis zum Horizont.
Es wurde deutlich, dass es verschiedene Arten von Freiheit gibt. Zum Beispiel die Freiheit von etwas, von Fesseln, von Stress, von Druck. Oder die Freiheit zur Realisierung eines bestimmten Zieles. Oder ein Gefühl der Freiheit, das mit anderen oder eben genau ohne sie entsteht, je nachdem ob man (bestimmte) Menschen als Bereicherung oder eher als Störfaktor betrachtet.
Eine Methode war besonders eindrücklich und ich möchte Dich möglichst auf die gleiche Reise nehmen. Stell Dir vor, Du siehst auf einem virtuellen Board verschiedene Personen mit den Namen der Teilnehmer:innen, darunter auch Deiner. Außerdem hat jede Person eine Art Stimmkarte mit dem eigenen Namen, die verschoben werden kann. Die Ansage lautet: Die Person unter der sich nach Ablauf von 15 Minuten die meisten Stimmkarten gesammelt haben, darf eine Regel aufstellen, die bis zum Ende unserer Seminarreihe gilt - für jede:n. Erstmal Verwirrung, die sich bis zum Ende nicht vollständig legt. Stell Dir jetzt vor, wie Du handeln würdest. Möchtest Du darauf hinarbeiten, dass Du eine Regel für alle aufstellen kannst, also so viele Karten wie möglich unter deinem Namen stehen? Oder willst Du genau das vermeiden? Wie fühlst Du Dich, wenn Du mit ansehen musst, wie Deine “Stimme” verschoben wird, ohne, dass Du es selbst machst? Bei uns Teilnehmer:innen löste die Methode unterschiedliche Gefühle und Impulse aus: Einige beobachteten was passierte, andere waren engagiert dabei, die Karten hin- und her zu schieben. Wir durften miteinander reden, also versuchten wir jemanden zu finden, der:die möglicherweise eine gute, für das Team profitierende Regel definieren würde. Zum Schluss wurde eine Regel aufgestellt, so wollte es das “Spiel”. Ob wir alle mit der Regel einverstanden waren, die aufgestellt wurde? Wohl eher nicht. Viel wichtiger ist daher die Frage: Was haben wir aus der Simulation gelernt?
Mit Blick auf das letzte Seminar, in dem es um Demokratie ging, können wir sagen, dass Freiheit die Gleichheit innerhalb einer Gesellschaft einschränken kann. Andersherum kann aber auch der Versuch Gleichheit herzustellen, bei einigen Freiheit und bei anderen ein Gefühl von Unfreiheit auslösen. Man könnte Demokratie so definieren, dass sie idealerweise das gleiche Recht auf Freiheit für alle schaffen sollte. Ich fand diesen Rückbezug zum letzten Mal sehr wichtig und hilfreich, um die Themen miteinander zu verknüpfen.
Auch mit dem nächsten Thema hat Freiheit zu tun, sodass ein weiterer Verknüpfungspunkt entstehen kann. Im Juni wird es nämlich um Inklusion und Teilhabe gehen.
Die Masifunde Multiplikator:innen-Schulung wird vom Katholischen Fonds, Brot für die Welt und von der Doris-Wuppermann-Stiftung gefördert.